Die Kunsthalle Emden richtet den Blick auf drei Künstler, die in der Sammlung des Hauses besonders markante Positionen einnehmen: Josef Scharl, Hanns Ludwig Katz und Franz Radziwill. Drei Künstler, alle in den 1890er Jahren geboren, die zwar die dramatischen Kollektiv-Erfahrungen ihrer Generation teilten, jedoch unterschiedliche Konsequenzen daraus zogen und damit höchst verschiedene Wege einschlugen.
Josef Scharl (1896–1954), Hanns Ludwig Katz (1892–1940) und Franz Radziwill (1895–1983) – drei Künstler, deren Lebenswege nicht unterschiedlicher sein könnten. Was sie vereint, ist ihre Generation: Allesamt sind sie in den 1890er Jahren geboren. Die im Obrigkeitsstaat des Deutschen Kaiserreichs aufgewachsenen Künstler teilten die Kollektiverfahrung des Ersten Weltkriegs und der unruhigen Zwischenkriegsjahre. und sie erlebten den aufkommenden Nationalsozialismus und teilweise den Zweiten Weltkrieg. Dennoch haben die drei Protagonisten unterschiedliche Konsequenzen daraus gezogen: Während Katz als jüdischer Künstler nach Südafrika flüchtete und dort 1940 starb, emigrierte Scharl 1939 in die USA, um nie mehr nach Deutschland zurückzukehren. Radziwill hingegen trat 1933 der NSDAP bei und wurde während des Krieges geläutert – was sich teilweise in nachträglichen Übermalungen seiner Bilder widerspiegelt.
Anhand der Individualschicksale werden in WELT AUS DEN FUGEN die Ambivalenzen in einem turbulenten Kapitel der Geschichte sichtbar und zueinander in Beziehung gesetzt, sodass Zeit- und Kunstgeschichte als ganzheitliches, dicht verwobenes Netz einzelner Schicksale und kollektiver Erfahrungen begreifbar werden.